Last Updated: 1. September 2024

Biodiversitätsinitiative

Über die Eidgenössische Volksinitiative «Für die Zukunft unserer Natur und Landschaft (Biodiversitätsinitiative)» wird am 22. September 2024 abgestimmt.

Die Biodiversitätsinitiative verlangt in den zwei ersten Abschnitten den Schutz von Landschaften, Ortsbildern und dem baukulturellen Erbe, und im dritten Abschnitt die Sicherung und Stärkung der Biodiversität. Dieses letzte Ziel wird von ECOPOP voll unterstützt und müsste eine eindeutige JA-Parole von ECOPOP erfordern. Die Initiative präsentiert aber Widersprüche, die gut überlegt sein sollten.
Der grösste Widerspruch besteht zum Bevölkerungswachstum; grenzenloses Bevölkerungswachstum UND Naturschutz passen nicht zusammen. Werden Ortsbilder geschützt und grosse Flächen der Natur zurückgeben, aber das schnelle Bevölkerungswachstum nicht gestoppt, werden wachsende Siedlungs- und Naturflächen zwangsläufig die schon knappen Landwirtschaftsfläche verdrängen.

Das heisst, die Initiative würde zwar zu mehr Natur und Biodiversität in der Schweiz führen, würde über die Verlagerung der Nahrungsmittelproduktion aber gleichzeitig an anderen Orten eine ähnliche Landwirtschaftsfläche beanspruchen. Eine unter hohen Umweltstandards produzierte regionale Nahrung würde somit durch eine wohl weniger regulierte Nahrungsmittelproduktion im Ausland ersetzt, die erst noch einen deutlich höheren Transportaufwand erfordern würde. Bei einer Umsetzung der Initiative wäre die gesamte Oekobilanz und der Effekt auf die Biodiversität global gesehen deshalb klar negativ.

Bei dieser Vorlage muss man sich deshalb entscheiden, was einem wichtiger ist: ENTWEDER (bei Annahme der Initiative) mehr Natur und der Erhalt von Ortsbildern in der Nähe, dafür deutlich weniger regionale Landwirtschaft, weniger ländliche Bevölkerung und entsprechend mehr Importe mit entsprechendem Energieaufwand für den Transport. ODER (bei Ablehnung) global gesehen eine bessere Umweltbilanz, aber dafür weniger Natur und Biodiversität in der Nähe. Der Vorstand hat angesichts dieses Zielkonfliktes keine Parole gefasst.

Diese Ambivalenz hat die sogenannte «Nachhaltigkeitsinitiative» nicht. Diese verlangt, dass die Schweiz nicht über 10 Millionen Einwohner wachsen darf. Bei einer Annahme würde die korrekte Umsetzung sowohl der schweizerischen Natur und Biodiversität helfen, als auch global die Gesamtbelastung kleiner halten. Der Vorstand hofft, diese erst später zur Abstimmung gelangende Initiative wird angenommen und damit ein echter Beitrag zur Biodiversität und dem Naturschutz geleistet.

Benno Büeler
Vorstand ECOPOP
benno.bueeler@ecopop.ch