Last Updated: 17. November 2022

WIR SIND 8 MILLIARDEN

UNO MELDET PER MITTE NOV. 2022
WIR SIND 8 MILLIARDEN MENSCHEN

Der UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) hat den 15. November als den Tag prognostiziert, an dem der 8-Milliardste Mensch auf der Erde geboren wird. Nie zuvor ist die Menschheit so schnell gewachsen! Im Extremfall rechnen die Vereinten Nationen mit 14,5 Milliarden Menschen im Jahr 2100.

Die Verteilkämpfe um Wasser, Nahrung, Energie und andere Ressourcen nehmen laufend zu.

Die künftigen Geburtenraten sind entscheidend für das Überleben der Menschheit und der Tierwelt. Aus diesem Grund fordern verschiedene europäische Umwelt- und Bevölkerungsorganisationen eine aktivere Bevölkerungspolitik der EU- und UN-Behörden.

Die Menschheit wächst schneller als je zuvor

In weniger als 12 Jahren hat die Weltbevölkerung um mehr als eine Milliarde Menschen zugenommen. Indien trug mit 167 Millionen Menschen am meisten zu diesem Bevölkerungswachstum bei, gefolgt von China. China wuchs im gleichen Zeitraum, trotz seiner Ein-Kind-Politik, um 107 Millionen auf 1,452 Milliarden. Dies zeigt, wie lange es dauert, bis selbst drastische Massnahmen Wirkung zeigen! Es wird erwartet, dass Indien im nächsten Jahr China als bevölkerungsreichstes Land der Welt überholen wird.

Aber viele Experten sagen uns, dass die Geburtenrate (= Kinder pro Frau im gebärfähigen Alter) sinkt und dass sich das Problem deshalb von selbst lösen wird. Tatsächlich ist die Gesamtfruchtbarkeitsrate (TRF) weltweit rückläufig, aber die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter war noch nie so hoch wie heute!

Die Stabilisierung der Bevölkerung braucht Jahrzehnte

Eine Geburtenrate von 2,1 Kindern pro Frau würde zu einer stabilen Bevölkerungsgrösse führen. Aber es dauert Jahrzehnte, bis sich diese stabilisiert. In China beispielsweise liegt die Geburtenrate seit 1992 unter 2,1 – und seit 1994 bei 1,7 – und dennoch erreicht die Bevölkerung dort jetzt, nach 30 Jahren, ihren Höchststand! In der Hälfte der 200 Länder der Welt liegt die Geburtenrate pro Frau unter 2,1, aber selbst in drei Vierteln dieser Länder steigt die Bevölkerungszahl weiter an.

Hohe Rate von Müttern im Teenageralter und ungewollten Schwangerschaften

Nach UN-Angaben kommt es jedes Jahr weltweit zu etwa 121 Millionen ungewollten Schwangerschaften. Über 60 %, d. h. etwa 73 Millionen, der ungewollten Schwangerschaften enden mit einem Schwangerschaftsabbruch. Schätzungsweise 45% davon sind unsichere, so genannte „Hinterhof“-Abtreibungen. Zieht man etwa 8 Millionen Fehlgeburten ab, bedeutet dies, dass von den 140 Millionen Geburten pro Jahr etwa 40 Millionen aus ungewollten Schwangerschaften stammen.

21 Millionen Neugeborene stammen von Teenager-Müttern, die zwischen 15 und 19 Jahre alt sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass weltweit jährlich 777’000 Kinder von Mädchen geboren werden, die erst zwischen 10 und 14 Jahre alt sind!

Die Prognosen sind sehr ungenau

Die UNO veröffentlicht in ihren Prognosen zur künftigen Bevölkerungsentwicklung regelmässig drei Szenarien. Es wird davon ausgegangen, dass der Höhepunkt der Weltbevölkerung zwischen dem Jahr 2050 und 2100 erreicht sein wird. Es ist jedoch sehr schwierig vorherzusagen, wann der Peak erreicht wird und wie hoch die maximale Anzahl der Menschen sein wird. Es hängt im Wesentlichen davon ab, in welchem Alter die heutigen jungen Paare ihr erstes Kind bekommen und wie viele Kinder sie dereinst zur Welt bringen werden. Nicht zuletzt spielt auch die durchschnittliche Lebenserwartung eine wichtige Rolle. Bei den Projektionen der UNO gibt es viele Unsicherheiten.

Familienplanung ist kein Selbstläufer

Familienplanung und die Selbstbestimmung der Frauen sind keine Selbstläufer! Die Zivilgesellschaft, insbesondere die Frauen in den meisten armen Ländern, brauchen dringend unsere Unterstützung. Das bedeutet sexuelle Aufklärung, reproduktive Rechte, Zugang zu Verhütungs- und Abtreibungsmitteln.

Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden bisher nur 16 % der Finanzen zugesagt, die zur Beseitigung der schlimmsten geschlechtsspezifischen Ungleichheiten – darunter Kinderheirat, geschlechtsspezifische Gewalt und ungedeckter Bedarf an Familienplanung – erforderlich sind.

Der Fehlbetrag für „reproduktive Rechte“ beträgt 222 Milliarden Dollar, was nach viel klingt, aber weniger als ein Sechstel der jährlichen weltweiten Militärausgaben ausmacht.

Noch alarmierender ist ein Vergleich dieser benötigten Mittel mit der internationalen Entwicklungshilfe. Der jüngste Euromapping-Bericht von 2018 zeigt, dass im Jahr 2016 nur 1,64 Milliarden Dollar in die Familienplanung flossen. Das ist weniger als 1 % der gesamten Auslandshilfe von 176,59 Milliarden US-Dollar. Das Geld ist vorhanden, aber die Familienplanung wird vernachlässigt!

Familienplanung ist die wirksamste Entwicklungszusammenarbeit

Eine Analyse der Daten von 103 Ländern aus den letzten 60 Jahren hat wissenschaftlich bewiesen, dass der Zugang zu Verhütungsmitteln der Schlüssel zur Befreiung der Menschen aus der Armut ist. Eine Studie des Copenhagen Consensus aus dem Jahr 2014 zeigt, dass ein in Familienplanung investierter Dollar bis zu 120 Dollar für spätere Hilfen einsparen kann.

Überlastetes Ökosystem

Kein Tag zum Feiern ist dieser neue Bevölkerungsrekord für das Ökosystem der Erde. Die Belastung der Umwelt durch immer mehr Menschen mit immer höheren Ansprüchen übersteigt die Regenerationsfähigkeit unseres Planeten bereits um ein Drittel. Wenn wir so weitermachen wie bisher, würden wir bis 2050 drei Planeten benötigen.

Die einzige Lösung besteht darin, das Wachstum zu reduzieren. Laut dem Projekt «Drawdown» sind Familienplanung und sexuelle Aufklärung weltweit die wirksamsten Mittel zur Begrenzung der Treibhausgasemissionen.

Als wir 1970 erstmals in den Overshoot gerieten, war unsere Bevölkerung weniger als halb so gross wie heute und der durchschnittliche Verbrauch viel geringer. Um jedoch das entscheidende Ziel der UN-Entwicklungsziele, die Beseitigung der Armut, zu erreichen, muss der Verbrauch in weiten Teilen der Welt weiter ansteigen. Um Nachhaltigkeit zu erreichen, muss daher das Bevölkerungswachstum so schnell wie möglich gestoppt und die Lebensweise in den reichen Ländern, die zu viel konsumieren, drastisch geändert werden.

eurASP mahnt Notwendigkeit der Familienplanung an

Angesichts dieser Fakten fordert die European Alliance for Sustainable Population (eurASP) der globalen Bevölkerungspolitik und Instrumenten zur Familienplanung mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Die politischen Entscheidungsträger sind dringend aufgefordert, mehr finanzielle Mittel für diesen Bereich zur Verfügung zu stellen.

Zweitens fordert eurASP die wohlhabenden Länder auf, sich weniger Sorgen über eine schrumpfende Bevölkerung zu machen, sondern sich auf die Vorteile eines geringeren Bevölkerungsdrucks zu besinnen. Der Umgang mit einer schrumpfenden Bevölkerung ist eine Herausforderung, aber nicht unmöglich.

Dies in Übereinstimmung mit den Worten des berühmten Naturfilmers Sir David Attenborough:

„Alle unsere (Umwelt-)Probleme werden mit weniger Menschen leichter lösbar und

mit immer mehr Menschen schwieriger – und letztlich unmöglich zu lösen! „