Faktenblatt: 05) Überbevölkerung

Ein Gebiet gilt als überbevölkert, wenn seine Bewohner mehr lebensnotwendige Ressourcen konsumieren, als ihnen die Natur in ihrem Gebiet zur Verfügung stellt, und wenn die Natur durch Abfälle und Emissionen für heutige und künftige Generationen irreversibel belastet wird, und in einen Biodiversitätsverlust mündet.

Ressourcenkonsum der Schweiz:

Die Schweizer Bevölkerung konsumiert mehr Ressourcen als ihr das eigene Land zur Verfügung stellt.

  • Ihr Nettoselbstversorgungsgrad beträgt im Jahr 2013 etwa 50%, das bedeutet, dass 50% aller Nahrungsmittel importiert werden müssen.
  • Ihr ökologischer Fussabdruck ist 4 Mal grösser als ihre Biokapazität was etwa bedeutet, dass wir 4 mal mehr natürliche Ressourcen konsumieren als auf Schweizer Boden regeneriert werden kann.
  • Aus dieser Sicht gilt die Schweiz zweifelsfrei als überbevölkert. Das wird heute nicht als Problem betrachtet weil die Importe stabil sind. Allerdings ist damit zu rechnen, dass schon sehr bald die Nahrungsmittelpreise auf den Weltmärkten ansteigen werden. Der Bedarf in Ländern wie China mit seinen 1.35 Milliarden Einwohnern und steigendem Wohlstand wird das Angebot schon sehr rasch einmal übersteigen, steigende Preise werden die Folge davon sein. Das wird auch die Bevölkerung der Schweiz zu spüren bekommen. Um sich solchen Einflüssen und Abhängigkeiten möglichst entziehen zu können, ist ein hoher Nettoselbstversorgungsgrad unabdingbar.

Umweltbelastung:

  • Ein Alarmzeichen für die Umwelt ist die bis heute stark gestiegene, durch den Menschen verursachte Belastung des Grundwassers in der Schweiz. Der Nitratgehalt des Grundwassers betrug 1950 durchschnittlich 8 mg/l, 1995 lag er bei weit über 20 mg/l (an denselben Wasserfassungen gemessen). Die Belastung ist vor allem wegen der Intensivierung der Landwirtschaft gestiegen (Kunstdünger, Gülle, grössere Ackerfläche).
  • Der Ausstoss von Stickoxid (Stickstoffdioxid und Stickstoffmonoxid aus Verbrennungsvorgängen bei Lastwagen, Autos, Heizungen etc.) ist im selben Zeitraum von 31’300 auf 136’000 Tonnen pro Jahr gestiegen. Dieser Ausstoss führt zur Bildung von bodennahem Ozon, zu einer besorgniserregenden Zunahme der Atemwegerkrankungen und zu einer unerwünschten Dauerdüngung des gesamten Bodens aus der Luft.
  • 38% der natürlich gewachsenen Böden sind geschädigt (WWF, 1996).
  • Der CO2-Anstieg ist ungebrochen. Der jährliche pro Kopf – Ausstoss beträgt 9,3 t (inkl. „graue Energie“). Das anzustrebende Ziel im weltweiten Durchschnitt ist 1 t/Kopf (INFRAS, op.cit.). Der CO2-Anstieg ist Mitverursacher des Treibhauseffektes, d.h. der Klimaerwärmung.
  • Die verkehrsbedingte Luftverschmutzung verursacht jährliche Kosten in Milliardenhöhe (BUWAL).

Auch aus dieser Sicht gilt die Schweiz als überbevölkert.

Artensterben:

  • Seit 1800 sind gesamtschweizerisch rund 90% der Feuchtgebiete verschwunden.
  • Seit 1940 sind die artenreichen, trockenen Magerwiesen (Blumenwiesen) im Mittelland um ca. 98% zurückgegangen. (Quelle: Broggi und Schlegel, „Mindestbedarf an naturnahen Flächen in der Kulturlandschaft“, Bericht 31 des NFP Boden, Liebefeld/Bern 1989)
  • Die Population der Schmetterlinge ist auf 1% des Bestandes von Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts gesunken (INFRAS op.cit.)
  • Der Luchs, als ehemals verbreitete Säugetierart in der Schweiz hat grösste Mühe, in diesem Lebensraum zu überleben. Seinen Flächenanspruch von 100–400 km² ungestörte Waldgebiete kann die Schweiz nicht mehr in genügendem Mass befriedigen. Überall kommt es zu Konflikten mit der menschlichen Zivilisation.

Und schliesslich gilt die Schweiz zweifelsfrei auch aus dieser Sicht als überbevölkert.

ROS, 06/14